Therapie

Therapieformen

Behandlung mit GnRH-Agonisten

Vorbemerkung

In den vergangenen Jahren haben sich die Therapieansätze wesentlich weiterentwickelt. Da die Endometriose aber ein äusserst komplexes Leiden mit sehr unterschiedlichen Ausprägungen ist, muss für jede Patientin ein individuelles Therapiekonzept erstellt werden. Seien Sie vor Ärzten auf der Hut, welche Ihnen Patentlösungen anbieten.

Eine erfolgversprechende Endometriosetherapie muss zunächst auf einer präzisen Diagnostik beruhen, Ihre persönlichen Lebensumstände, Ihre Lebensplanung, Ihre speziellen Symptome und für Sie akzeptable Wege der Behandlung mit einbeziehen.

Steht für Sie zum Beispiel ein unerfüllter Kinderwunsch im Vordergrund, so benötigen Sie eine anders aufgebaute Behandlung, als wenn Sie vornehmlich die Schmerzbelastung einschränken möchten um Ihre Lebensqualität zu verbessern.

Endometriosepatientinnen wird in der Auswahl der Ärzte und der Behandlung sehr viel Eigenverantwortung abgefordert. Haben Sie davor aber keine Angst, sondern sehen Sie diese als Chance auf ein massgeschneidertes Therapiekonzept, mit dem sie langfristig ihre Erkrankung in den Griff bekommen können.

Therapieformen

Therapien lassen sich in drei Gruppen unterteilen [nach Keckstein, S. 49]:

1 Endokrine Therapieformen sind Therapien mit denen auf die Hormone, sowie deren Regelungs- u. Wirkungsmechanismen Einfluss genommen wird. In der Endometriosetherapie beruhen sie auf der Unterdrückung der Östrogenproduktion in den Eierstöcken.

Zu dieser Therapieform zählen Behandlungen mit:
Gestagenen
Danazol
Gestrinon
GnRH-Agonisten
sowie die Eierstockentfernung

2 Ablative Therapien beruhen auf der Entfernung der krankhaften Endometrioseherde und -zysten unter Erhaltung gesunder Organe.

In diese Gruppe gehören:
Koagulation, d.h. Zerstörung durch Erhitzen
Vaporisation, d.h. Entfernung durch Verkochung
Excision, d.h. Entfernung durch Herausschneiden

3 Symptomatische Behandlungsmöglichkeiten zielen auf die Beseitigung der Beschwerden ab, ohne jedoch die zugrundeliegende Krankheit zu heilen.

Hierzu zählen:
Bäder
Schmerzmittel
Pflanzliche Medikamente
Pille
Entfernung der Gebärmutter
Osteopathie
Yoga
Massagen
Ernährungsanpassung

Wir können im Rahmen dieser Website nicht detailliert auf jede mögliche Behandlungsform eingehen, möchten aber für eine seriöse Darstellung ganz besonders das Buch von Prof. Dr. Keckstein empfehlen.

Behandlung mit GnRH-Agonisten.

Aufgrund der Erfahrungen der Mitglieder unserer Selbsthilfegruppe, die mit GnRH-Agonisten behandelt wurden, möchten wir jedoch auf folgende Punkte ganz besonders hinweisen:

Daseinsberechtigung

GnRH-Agonisten dürfen nie als alleinstehendes Therapeutikum betrachtet werden. Sie bringen zwar Endometrioseherde in den unterschiedlichen Erscheinungsformen unter der Behandlung zur Rückbildung, sind aber nicht in der Lage, sie ganz zum Verschwinden zu bringen. Daher haben sie zur Vorbereitung einer chirurgischen Sanierung zwar durchaus ihre Berechtigung, sind aber ausdrücklich keine endgültige Behandlung. Werden die Herde nicht operativ nach einer GnRH-Behandlung entfernt, ist der Rückfall vorprogrammiert.

Behandlungsdauer und Add-Back

Die Medizin ist inzwischen von den ursprünglichen langen Behandlungszeiträumen abgerückt und empfiehlt eine Behandlungsdauer von höchstens 3-4 Monaten. Leider hat sich das noch nicht überall durchgesprochen.

Eine Behandlung mit GnRH-Agonisten sollte immer gekoppelt mit einer Add-Back-Therapie erfolgen. Dazu werden entweder niedrig dosierte Östrogene oder das synthetische Steroid Tibolon (Markenname Livial) eingesetzt. Diese beeinträchtigen das erwünschte Therapieresultat offensichtlich nicht, da der Körper in der Lage zu sein scheint, das körpereigene Östrogen von körperfremdem Östrogen zu unterscheiden. Add-Back ist allerdings eine wirksame Waffe gegen die der GnRH-Behandlung eigenen Knochensubstanzverluste.

Verträglichkeit und Nebenwirkungen

Es darf nie vergessen werden, dass unter einer Behandlung mit GnRH-Agonisten meist jüngere Frauen, deren Hormonhaushalt auf vollen Touren läuft, von einem Tag auf den nächsten in die Wechseljahre gerissen werden. Dies hat zahlreiche Nebenwirkungen, die in den Beipackzetteln zwar angegeben, aber durch die Bank von Betroffenen als äusserst unangenehm empfunden werden.

Zu diesen Nebenwirkungen lt. Beipackzettel zählen Hitzewallungen, Scheidentrockenheit, Schweissausbrüche, Knochensubstanzverlust, Libidoverlust und Stimmungsschwankungen.

In der individuellen Wahrnehmung einer Frau prägen sich diese Nebenwirkungen in verschiedenen Bildern aus. Fast alle uns bekannten Frauen, die mit diesen Medikamenten behandelt wurden, klagten über einschneidende Veränderungen ihres tagtäglichen Lebens. Die Wechseljahressymptome wie Hitzewallungen und Schlaflosigkeit sind an sich schon belastend, da sie äusserst schnell und heftig eintreten. Hinzu kommen häufig Stimmungsschwankungen und Reizbarkeit, die eine Behandlung mit GnRH-Agonisten nicht selten zu einer Belastung für die Paarbeziehung machen. Viele Frauen hatten aufgrund dieser psychischen Nebenwirkungen das Gefühl, nicht mehr sie selber zu sein.

Als besonders dramatisch empfinden beruflich aktive Frauen die Abnahme der geistigen Leistungsfähigkeit, die sich unter anderem in Vergesslichkeit und Konzentrationsschwierigkeiten äussert.

Frauen, deren Ärzte ihnen eine Add-Back-Therapie vorenthielten, klagten ausserdem über Knochen- und Gelenkschmerzen.

Zusammenfassend erkennen wir zwar den Stellenwert einer Therapie mit GnRH-Agonisten an, sprechen uns aber für eine sorgfältige Abwägung und verantwortungsvollen Umgang mit diesen Therapeutika aus. Ihren Platz sehen wir insbesondere an zweiter Stelle in der Drei-Phasen-Therapie nach Semm [Keckstein, S. 56] :

1. Phase:
Diagnostische Laparoskopie mit operativer Entfernung leicht erreichbarer Herde und Zysten

2. Phase:
Medikamentöse Therapie zur Rückbildung der Endometriose

3. Phase:
Laparoskopie zur vollständigen Sanierung von Endometrioseherden und -zysten, Entfernung von Narben und Fibrose, Resektion von Verwachsungen


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